Im folgenden Tool verändern wir die Zeit-Perspektive und schauen uns an, wie eine eigene professionelle Rolle der Zukunft im Idealfall aussehen könnte.
Im vorangegangenen Blog ging es darum, die aktuelle professionelle Rolle dadurch konkret auszugestalten, dass man sie mit den wichtigen Interaktionspartnern ausarbeitet und auch aktiv mit diesen verhandelt. Nun erweitern wir die Ergebnisse aus Tool 1 und Tool 2 um die Perspektive auf die Zukunft.
Die Fähigkeit, sich seine eigene Zukunft vorzustellen, ist nicht nur eine Übung in Kreativität, sondern eine grundlegende Kompetenz für jede(n), die in ihrer eigenen Entwicklung vorankommen möchte - innerhalb oder ausserhalb der gegenwärtigen Position in einem Unternehmen.
Bedeutung des Zukunftsbildes in der professionellen Rolle
Das Konzept des Zukunftsbildes in der professionellen Rolle dient genau diesem Zweck: Es ist ein konkretisierter visionärer Entwurf, der nicht nur eine grobe Richtung vorgibt, sondern auch eine klare Vorstellung davon vermittelt, wie die zukünftige professionelle Rolle aussehen sollte bzw. könnte.
Damit ist dieses Zukunftsbild eine Fokussierung, eine bewusste, begründbare, möglichst kraftvolle und attraktive Auswahl aus beliebig vielen möglichen Szenarien der eigenen professionellen Entwicklung. Sie gibt so der eigenen Entwicklung Richtung und Motivation.
Und sie ist ein hervorragendes Instrument für die Personalentwicklung, einen zielgerichteten Entwicklungsprozess für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen bereitzustellen.
Aus was ein Zukunftsbild der professionellen Rolle besteht
Wenn das Zukunftsbild der professionellen Rolle fertig erstellt ist, macht es Aussagen dazu:
- Was der Wesenskern dieser zukünftigen möglichen Rolle sein soll: Was sind die wichtigsten Tätigkeits- und Handlungsfelder? Was sind die zentralen Verantwortungen?
- Was die wichtigsten Anforderungen der wichtigsten Interaktionspartner sein werden, mit denen der Rolleninhaber häufig zu tun haben wird
- Welche Herausforderungen und Anforderungen aus der Entwicklung wichtiger Systeme im Unternehmen entstehen
- Was die großen Aufgabenpakete und Tätigkeiten mit dem größten Wirkungshebel sein sollen
- Was konkret die Beurteilungskriterien dafür sein werden, ob die Rolleninhaberin die Anforderungen in dieser Rolle (exzellent) erfüllt.
Ermittlung des Zukunftsbildes der professionellen Rolle: Interaktions-Partner und Leitfragen
Um nach und nach ein immer klareres Bild der zukünftigen professionellen Rolle entstehen zu lassen, tragen wir aus folgenden unterschiedlichen Perspektiven mithilfe der Leitfragen immer mehr Informationen zusammen:
Fragen an den aktuellen Vorgesetzten und Mentoren:
- Vision und Erwartungen: "Wie sehen Sie - vor dem Hintergrund der Unternehmensziele - die Entwicklung meiner aktuellen Rolle in den nächsten zwei bis drei Jahren?"
- "Wenn ich mich weiterhin optimal entwickeln würde, welche professionelle Rolle könnte ich in drei bis fünf Jahren im Unternehmen aus Ihrer Sicht einnehmen?"
- "Welche Verantwortung hätte ich dann in dieser Rolle? An welchen Entwicklungen und Entscheidungen wäre ich beteiligt? Und was wären die wichtigsten Aufgabenpakete dieser Rolle in Zukunft?"
- "Wer wären die wichtigsten zukünftigen Interaktionspartner und was wären vermutlich deren wichtigsten Anforderungen an diese professionelle Rolle?"
- Kompetenzentwicklung: "Welche zusätzlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse erwarten Sie von mir, um den zukünftigen Herausforderungen dieser Rolle gerecht zu werden?"
- Erfolgsmessung: "Anhand welcher Kriterien werden Sie den Erfolg meiner Rolle in der Zukunft messen?"
Fragen an wichtige "Systeme":
Mit ein bisschen Vorstellungskraft ist es sogar möglich Anforderungen zu ermitteln, die wichtige Systeme an die zukünftige Rolle stellen. Folgende Leitfragen können dabei helfen
- Technologische Entwicklungen: "Welche technologischen Entwicklungen werden meine Rolle in den nächsten Jahren am meisten beeinflussen, und wie kann ich mich darauf vorbereiten?"
- Prozessanpassungen: "Inwiefern müssen die Prozesse in Finance, Produkten und Dienstleistungen, IT, Produktion, HR, Operations etc. angepasst werden, um zukünftige Unternehmensziele zu erreichen und welche Rolle spiele ich dabei? Und wie werden sich dadurch die Anforderungen an meine zukünftige Rolle entwickeln und verändern?"
Selbstreflexive Fragen - Persönliche Vision:
- "Wie passt meine persönliche Vision und Karriereziele zu der erwarteten Entwicklung meiner Rolle?"
- "Welche Aufgabenpakete will ich in meiner zukünftigen professionellen Rolle (unbedingt?) verstärken, beibehalten, reduzieren?"
- "Welche zusätzlichen und noch nicht genannten Themen will ich selbst in meiner beruflichen Entwicklung (unbedingt?) einbringen, realisieren und mit Substanz weiterentwickeln?"
- "Wofür will ich in Zukunft unbedingt Verantwortung übernehmen? Welche Entwicklungen will ich beeinflussen und an welchen Entscheidungen will ich beteiligt werden?"
- Lernbereitschaft: "Welche neuen Lernfelder und Kompetenzen bin ich bereit und motiviert zu entwickeln, um meinen zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden?"
- Beitrag zum Unternehmenserfolg: "Inwiefern sehe ich meine zukünftige Rolle als Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens, und welche strategischen Ziele kann ich damit unterstützen?"
In dieser Phase ist es für die Rolleninhaberin selbst, aber auch für alle Beteiligten wichtig, in einem explorativen Zukunftsmodus zu bleiben. Der Fokus ist hier, ein stimmiges Gesamtbild zu entwerfen, das als Kompass und Orientierung dient.
Am Ende dieses Prozesses entsteht ein Bild, das wiederum anschaulich und komprimiert in eine Visualisierung analog der aktuellen Rolle eingetragen werden kann.
Im nächsten Schritt wird dann ermittelt, was der Entwicklungsbedarf und der beste Entwicklungsweg sein würde, um es der Rolleninhaberin zu ermöglichen, sich im Hinblick auf dieses zukünftigen Rollenbild wirklich gut zu entwickeln.
Wie diese Planung am besten erfolgen kann erfahren sie im finalen Tool 4 dieser Reihe.