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30. Dezember 2024

Krisenzeiten meistern: Unsicherheit reduzieren, Belastungen bewältigen

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Im Januar beschäftigen wir uns im Schwerpunkt mit Modellen aus der Transaktionsanalyse und deren hilfreichen Einsatz im Arbeitsalltag! Hier: Das 5 Säulen Modell nach Petzold und sein Einsatz zur Reflexion in Krisenzeiten. Teil 1

In einer zunehmend instabilen Welt wächst auch die Unsicherheit vieler Mitarbeitender. Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Umbrüche wie die Pandemie, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Krisen wirken sich tiefgreifend auf unsere Arbeitswelt und das Wohlbefinden der Menschen aus. Diese Dynamik spiegelt sich in einer steigenden Zahl psychischer Belastungen wider. Doch wie genau beeinflusst diese Lage die Belegschaft und wie können die „5 Säulen der Identität“ aus der Transaktionsanalyse helfen, Stabilität und Resilienz zu fördern?

Die Auswirkungen von Unsicherheit und Instabilität am Arbeitsplatz

Die wachsende Ungewissheit auf der Weltbühne dringt immer stärker in die Arbeitswelt und erhöht das Stresslevel vieler Mitarbeitenden. Studien belegen, dass von aussen kommende Unsicherheit und die ständige Anpassung an neue Situationen wie Remote-Arbeit und veränderte Arbeitsstrukturen, Stress und Angstzustände auslösen können. Der Branchenverband der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland (BKK) berichtet, dass die psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Besonders Burnout, Depression und Angststörungen sind an der Tagesordnung: Wir beraten z.B. ein Unternehmen, das einen extremen Langzeit-Krankenstand von über 15% (!) hat. Dies kostet die Unternehmen nicht nur Arbeitskraft, sondern auch finanzielle Ressourcen und belastet diejenigen massiv, die noch arbeiten.  Diese Herausforderungen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen: Neben der individuellen psychischen Belastung werden die Zusammenarbeit im Team, die Kooperationsbereitschaft und der Umgang im Unternehmen insgesamt in Mitleidenschaft gezogen. Der Verlust von Sicherheit und Vertrauen hat somit langfristige Auswirkungen auf die betriebliche Gesundheit.

Die 5 Säulen der Identität: Ein Wegweiser zur Stabilisierung

Das Modell der „5 Säulen der Identität“ wurde von Hilarion G. Petzold, einem deutschen Psychologen, Psychotherapeuten und Philosophen, entwickelt. Er beschreibt die Säulen als grundlegende Bereiche, auf denen unsere Identität und Stabilität basieren. Es wird im therapeutischen Kontext und Coaching verwendet, bei Themen wie Stressbewältigung, Resilienzförderung, lässt sich aber sehr gut auf Arbeitskontexte übertragen. Mit dessen Hilfe kann man Klarheit über den eigenen Zustand gewinnen und die persönliche Ressourcen stärken. Zwar liegt es normalerweise nicht in der direkten Verantwortung von Führungskräften oder Unternehmen, alle Aspekte dieser Säulen umfassend zu betrachten. Dennoch hilft es bezogen auf die Förderung der psychischen Gesundheit der Mitarbeitenden, diese "5 Säulen der Identität" als Reflexionsrahmen heranzuziehen:

  1. Körper – die physische Gesundheit und das Wohlbefinden
  2. Leistung und Arbeit – der Sinn und die Zufriedenheit in beruflichen Aufgaben
  3. Kontakt und soziale Beziehungen – das Netzwerk von Freunden, Familie und Kollegen
  4. Materielle Sicherheit – finanzielle und berufliche Stabilität
  5. Werte und Überzeugungen – die innere Orientierung und der Sinn im Leben

Sind eine oder mehrere dieser Säulen geschwächt, wirkt sich dies unmittelbar auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aus. Vor allem angesichts der "Multi-Krisen" können zur gleichen Zeit die Säulen „Leistung und Arbeit“, „Materielle Sicherheit“ und „Kontakt und soziale Beziehungen“ ins Wanken geraten. Mitarbeitende erleben weniger Stabilität in ihren Aufgaben und Teams, das Vertrauen in die wirtschaftliche Sicherheit oder zukünftige Karriere ist angegriffen und die soziale Isolation, z.B. durch Homeoffice oder hybride Arbeitsformen, verstärkt das Gefühl der Unsicherheit. Die Frage ist, ob und welche Verantwortung die Unternehmen und Verwaltungen haben, hier eine aktive fürsorgliche Haltung einzunehmen oder ob es nicht ausschliesslich die Verantwortung von jedem einzelnen von uns ist, für die eigene Stabilität zu sorgen? Wir sind uns da selbst nicht sicher und plädieren auf jeden Fall für ein sehr hohes Maß an Übernahme von Selbstverantwortung: Wir sind alle für uns selbst verantwortlich. Aber eben nicht nur und ausschließlich. Da Unternehmen einen großen Einfluss darauf haben, wie unser tägliches Arbeitsleben aussieht, sehen wir folglich auch eine große Verantwortung bei den Unternehmen, gerade in der Krise diese Umgebungsbedingungen so unterstützend wie nur möglich zu gestalten.

Deswegen folgen in Teil 2 kommende Woche einige Perspektiven und Tipps, was Unternehmen und Führungskräfte tun können. Inklusive eines Downloads zur Selbstreflexion oder für Mitarbeitende und Kollegen


Über die Autorin

Dr. Diana Astashenko, Full Stack Consultant. Kennt sich mit dem Frontend (Workshops, Prozessmoderationen, Coachings) ebenso aus wie mit dem Backend (Prozessarchitektur, Workshopdesign, Inhaltliche Weiterentwicklung). Inhaltliche Schwerpunkte: Strategieentwicklung, Strategieumsetzung, Digitale Didaktik und Megatrends. Gelernte Soziologin und Pädagogin. Von Natur aus neugierig auf (fast) alles.

Gute Führung beginnt hier.