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06. November 2023

Führung? Führungskraft? "Moderne Führung: All In"

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Warum Führung größer ist als die einzelne Führungskraft

In der Geschäftswelt ist das Verständnis von Führung oft eng mit dem Bild einer Führungskraft verknüpft: „Das Bild von der Person, die den Weg weist, Entscheidungen trifft und für das Unternehmen verantwortlich ist“. Doch dieses traditionelle Bild greift zu kurz und ignoriert die weitreichende Bedeutung von Führung, die in der Systemtheorie zum Vorschein kommt.

Führung – Mehr als nur eine Rolle

Wenn wir über Führung sprechen, neigen viele dazu, sofort an eine Person zu denken – die Führungskraft. Doch das ist eine zu einfache und limitierende Sichtweise. Führung ist vielmehr ein komplexer Prozess, der in Unternehmen und Organisationen stattfindet. Er handelt von der Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Visionen entwickelt werden und wie Menschen zusammenarbeiten, um diese Visionen und Strategien umzusetzen.
Die Systemtheorie, inspiriert von Denkern wie Luhmann und Goffman, bietet uns ein tieferes Verständnis von Führung. Sie erlaubt es uns, über „Führung als individuelle Rolle“ hinauszuschauen und Führung statt dessen als „systemischen Prozess“ zu begreifen. In diesem Sinne ist Führung der „nicht-delegierbare, gemeinsame Prozess“, der eine Organisation oder ein System zusammenhält und vorantreibt.

Führungskraft – Ein Teil des Ganzen

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Rolle einer Führungskraft irrelevant wird. Ganz im Gegenteil. Während Führung zunächst ein abstrakter Prozess ist, verkörpert die Führungskraft diesen Prozess und gibt ihm ein Gesicht. Eine Führungskraft hat die Aufgabe, den Führungsprozess aktiv zu gestalten, zu beeinflussen und in die richtige Richtung zu lenken.
Doch es ist entscheidend zu verstehen, dass die Führungskraft nicht der alleinige Träger dieses Prozesses ist. Jedes Individuum in einer Organisation kann und sollte zur Führung beitragen, unabhängig von seiner formellen Rolle. Das bedeutet, dass auch Mitarbeiter ohne formalen Führungstitel durch ihre Handlungen und Entscheidungen Einfluss nehmen und die Zukunft der Organisation mitgestalten können und sollen.   

Die Verbindung zwischen Führung und Führungskraft

Die systemische Sichtweise ermöglicht es uns also, Führung und Führungskraft voneinander zu entkoppeln und gleichzeitig ihre Verbindung zu erkennen. Während Führung der übergreifende Prozess ist, durch den eine Organisation oder ein System überlebt und gedeiht, ist die Führungskraft einer der entscheidenden Akteure innerhalb dieses Prozesses.
Wenn wir dieser Logik folgen, verliert die Frage „welche Kompetenzen oder Fähigkeiten sollte eine gute Führungskraft haben?“ ihre oft übergroße Bedeutung. 
Sondern die entscheidende Frage ist, wie der Führungsprozess insgesamt gestaltet wird und wie jede(r) Einzelne – ob Führungskraft oder nicht – konstruktiv und mit viel Freiheit dazu beitragen kann.

Fazit

Um Unternehmen und Organisationen wirklich zu verstehen und erfolgreich zu gestalten, müssen wir über das traditionelle Bild von „Führung von Personen durch Personen“ hinausgehen. Die Systemtheorie bietet uns die Denk- und Werkzeuge, um Führung in ihrer vollen Komplexität zu begreifen: Wir können uns darauf konzentrieren, wie der gesamte Führungsprozess - und nicht nur die Rolle der Führungskraft – optimiert werden kann.
Dass dieses erweiterte Verständnis nun Auswirkungen darauf haben wird, wie Führungskräfte und Mitarbeitende ihre Rolle weiter entwickeln - das ist unvermeidlicher Teil der Modernisierung von Führung.


Über den Autor

Thomas Huber. Versteht, dass sich Menschen, Teams und Unternehmen nur gemeinsam entwickeln und entsprechend systemisch ist seine Beratung. Mit Genuss und Neugier hat er eine ziemliche Expertise in allen drei Feldern entwickelt. Neben Strategieentwicklung, Changeprozessen und Teamentwicklung ist die Künstliche Intelligenz in all ihren Anwendungsformen sein Steckenpferd - nicht nur in der Strategieberatung.

Gute Führung beginnt hier.