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03. August 2023

Die Verwendung des Begriffs "New Work"

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Den Begriff „New Work“ zu begreifen…… habe ich eine Weile gebraucht. Geholfen, meine Verwirrung und Irritation über die Vielzahl der Phänomene und Methoden, die unter „New Work“ diskutiert werden, einzudämmen, hat mir folgende Überlegung:

  New Work verkörpert einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Arbeit verstehen und gestalten. Soweit, so allgemein :-) In diesem spannenden Kontext lassen sich aber zwei zentrale Stränge erkennen, aus denen sich diese Entwicklung speist.

  • Zum einen ein neues Verständnis von Arbeit, das auf Flexibilität, Eigenverantwortung und persönlicher Entwicklung beruht.
  • Zum anderen sind es die disruptiven Veränderungen der Arbeitsbedingungen durch Globalisierung, Digitalisierung und neue Technologien. 

In diesem Beitrag beleuchten wir die beiden Stränge und deren Bedeutung für die Zukunft der Arbeit.

Strang 1: New Work basiert auf einem neuen Verständnis von Arbeit - Flexibilität, Eigenverantwortung, Sinnhaftigkeit und persönliche Entwicklung

New Work steht für ein revolutionäres Verständnis von Arbeit, das sich auf Flexibilität, Eigenverantwortung, Sinnhaftigkeit und persönliche Entwicklung gründet. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch das Manifest von Frithjof Bergmann beeinflusst, welches auf ein grundlegend neues Arbeitsverständnisses abhebt: weg von unterdrückender Lohnarbeit hin zu einer selbstbestimmten und erfüllenden Arbeitsform, die individuelle Teilhabe an der Gesellschaft und Handlungsfreiheit ermöglicht.
Im Zentrum von so verstandenem „New Work“ stehen die Ideen der Entfaltung und Selbstverwirklichung. Streng hierarchische Strukturen weichen einem Umfeld, das Raum für Freiheit und Verantwortung bietet. Dabei geht es nicht mehr ausschließlich darum, Geld zu verdienen, sondern um eine Arbeit, die tatsächlich erfüllt und mit Überzeugung ausgeführt wird. Die Trennung zwischen Beruf und persönlicher Entwicklung verschwimmt zugunsten eines nahtlosen Übergangs zwischen beidem.

Traditionelle Arbeitsweisen mit starrer Arbeitsteilung und reiner Lohnarbeit haben hier keinen Platz mehr. Stattdessen sind persönliche und berufliche Weiterentwicklung feste Bestandteile des New Work Konzepts, die nach räumlichen und zeitlichen Freiräumen verlangen. Es geht nicht mehr darum, einfach nur zu arbeiten, sondern eine neue Art des Lebens zu verwirklichen, in der berufliche und private Selbstverwirklichung miteinander verschmelzen.
Dieser Wandel wird von einer veränderten Haltung der Arbeitnehmer begleitet. Insbesondere die Generation Y zeigt, dass sie nicht mehr allein durch Geld und Status motiviert wird. Die Rekrutierung und Bindung von talentierten Fachkräften wird für Unternehmen zu einer zentralen Herausforderung. Menschen suchen heute nach Möglichkeiten, sich in ihrer Arbeit zu entfalten und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Zudem ist ihnen eine wertschätzende Unternehmenskultur wichtig. Arbeitgeber, die diese Bedürfnisse erkennen und umsetzen, werden für Bewerber zunehmend attraktiver.
Insgesamt bietet New Work eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Arbeitnehmer: Unternehmen, die auf diese Entwicklung reagieren und Arbeitsbedingungen schaffen, die den individuellen Entfaltungswünschen gerecht werden, können nicht nur talentierte Mitarbeiter gewinnen, sondern auch die Leistungsbereitschaft und Bindung ihrer Belegschaft stärken.

Viele Methoden, Überlegungen und Phänomene, die ganz allgemein unter der Überschrift „New Work“ diskutiert werden, speisen sich aus diesem Hintergrund: z.B. Selbstorganisierte Teams, Flextime, Job Sharing, Holokratie, Work-Life Balance, Sabbatical, Vertrauenskultur, Mitarbeitenden-Fahrrad …

Strang 2: New Work basiert auf disruptiven Veränderungen der Arbeit und Zusammenarbeit

Der zweite Strang, der unter dem Schlagwort "New Work" zusammengefasst wird, umfasst die grundlegenden Veränderungen der Arbeit und Zusammenarbeit, die durch die Globalisierung, Digitalisierung, neue Technologien, Automatisierung und die allumfassende Vernetzung hervorgerufen werden. Diese Entwicklungen haben zu steigender Komplexität und einem rascheren Tempo der Arbeit geführt, während auch die industrielle Produktion einen tiefgreifenden Wandel erfahren hat.

  1. Die Globalisierung ist ein entscheidender Treiber für die Veränderung der Arbeitswelt 

    Die weltweite Konkurrenz erzwingt - und ermöglicht - neue Formen der Zusammenarbeit. Durch die Globalisierung eröffnen sich erweiterte Märkte und internationale Partnerschaften, die Unternehmen dazu zwingen, flexibler und agiler zu werden, um den globalen Herausforderungen gerecht zu werden. Die Globalisierung hat die Arbeitswelt entgrenzt und erfordert von Arbeitnehmern interkulturelle Kompetenz sowie die Fähigkeit zur flexiblen Anpassung an unterschiedliche Gegebenheiten, was zur Entstehung eines neuen Arbeitsverständnisses führt.
  2. Digitalisierung und Automatisierung

    Die Digitalisierung hat einen enormen Einfluss auf die Arbeitswelt und die Organisation von Unternehmen. Neue Technologien ermöglichen eine völlig andere Art der Zusammenarbeit, die nicht mehr durch physische Präsenz im Büro eingeschränkt ist. Virtuelle Teams und Remote Work sind zunehmend üblich geworden. Das Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit in einer global vernetzten Welt aufrechtzuerhalten. Ein anders gelagerter Aspekt dieser Entwicklung ist der Einfluss auf Arbeitsprozesse und den Arbeitsgegenstand selbst. Jede sinnvolle Digitalisierung und Automatisierung in Unternehmen erhöht den Druck auf die Mitarbeitenden zu verlernen, neu zu lernen, umlernen. Und das Tempo in diesem Bereich steigt weiter.
  3. Notwendigkeit neuer Fähigkeiten und Führungsqualitäten

    Diese disruptiven Veränderungen erfordern von Arbeitnehmern den Erwerb neuer Fähigkeiten und - das ist zentral - ein neues Mindset. Es geht nicht mehr nur darum, fachliche Kompetenzen zu besitzen, sondern auch um die Fähigkeit zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Anpassung. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob traditionelle Führungsmodelle den neuen Anforderungen gerecht werden. In vielen Bereichen werden neue Formen der Führung notwendig, die mehr auf Empowerment, Flexibilität und Wertschätzung basieren.
  4. Entgrenzung von Arbeitsort und Arbeitszeit

    New Work bricht mit der traditionellen Vorstellung, dass Arbeit ausschließlich im Büroumfeld stattfinden muss. Die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und eröffnet neue Freiheitsgrade für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Einführung flexibler Arbeitszeiten kann ebenfalls zu einer gesteigerten Arbeitszufriedenheit und Produktivität beitragen.
  5. Neue Herausforderungen im Alltag von Arbeitnehmern und Arbeitgebern

    Die Veränderungen im Arbeitsumfeld führen zu einem neuen Alltag für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Es bedarf einer bewussten Gestaltung von Arbeitsprozessen und der Auswahl geeigneter Tools und Technologien, um die Effizienz und Kommunikation zu gewährleisten. Für Arbeitgeber bedeutet dies auch, eine offene und vertrauensvolle Unternehmenskultur zu fördern, die den Bedürfnissen und Anforderungen der Mitarbeiter gerecht wird.


Alle diese genannten Aspekte oder auch Methoden wie Methoden wie Agiles Arbeiten, Design Thinking, Remote Work, Kanban und Scrum laufen unter dem Schlagwort "New Work" zusammen, da sie einen fundamentalen Wandel in der Art und Weise darstellen, wie Arbeit geleistet wird und wie Unternehmen organisiert sind. Und zusätzlich zu den genannten „New Work“ Phänomenen gibt es noch Mischformen, die ihren Ursprung in beiden Strängen haben (können): 
Führung 4.0 oder Digital Leadership, Homeoffice, neue Bürokonzepte, Tools und Kollaborationsplattformen, Lifelong Learning… 

Unternehmen, die sich diesen Veränderungen anpassen und die Chancen von New Work nutzen, haben die Möglichkeit, agiler, innovativer und attraktiver für Fachkräfte zu werden.
Warum es dazu zuallererst eine Strategie braucht, erfahren Sie in einem der kommenden Blogbeiträge :-)


Über die Autorin

Dr. Diana Astashenko, Full Stack Consultant. Kennt sich mit dem Frontend (Workshops, Prozessmoderationen, Coachings) ebenso aus wie mit dem Backend (Prozessarchitektur, Workshopdesign, Inhaltliche Weiterentwicklung). Inhaltliche Schwerpunkte: Strategieentwicklung, Strategieumsetzung, Digitale Didaktik und Megatrends. Gelernte Soziologin und Pädagogin. Von Natur aus neugierig auf (fast) alles.

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