Seit ungefähr fünf Jahren verfolge ich die Entwicklungen zur künstlichen Intelligenz sehr aufmerksam. Und gerade nach den Entwicklungen der letzten Woche (u.a. OpenAI- und Microsoft Copilot Releases) habe ich das Gefühl am Strand zu stehen, auf den Ozean hinauszuschauen und beobachten zu können, wie sich dort mit zunehmender Geschwindigkeit eine gewaltige Welle auftürmt:
Mit einer derartigen Veränderungsenergie haben wir es als Change-Manager in den letzten 30 Jahren nicht zu tun gehabt. Wir haben mit so etwas keine Erfahrung!
KI an der Schwelle: Ist jetzt der Moment, in dem KI die Wirtschaft unwiderruflich verändert?
Natürlich gab es seit einigen Jahren mit künstlicher Intelligenz in den bestehenden Lieferketten, ihrer Anwendung in Fertigung, Logistik und der Robotik wichtige erste Anwendungserfolge. Aber die mittlerweile realisierte übergreifende Vernetzung der KI-Programme (Multimodalität) wird Auswirkungen haben, die wir zurzeit kaum begreifen können. Mit großer Sicherheit aber lässt sich sagen, dass die zunehmende und unvermeidliche Integration von künstlicher Intelligenz sich darauf auswirken wird Was Unternehmen tun (Geschäftsmodell), Wie sie es tun (Operating Modell) und mit Wem Sie es tun (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter).
Organisationen auf Steroiden: Anpassung an ein neues Tempo der Veränderung
War „gutes Change Management“ schon bisher eine anspruchsvolle Aufgabe, werden nun einige Aspekte on top kommen.
Hier 3 Überlegungen:
- Beschleunigte und verstärkte Veränderung der Arbeitsrollen: KI führt potentiell zur Automatisierung bestimmter/vieler Aufgaben, was eine wesentliche Neugestaltung von Arbeitsrollen erfordert. Beispiel: In einem Callcenter übernimmt KI Routinetätigkeiten, während sich Mitarbeiter auf komplexere Kundenanfragen konzentrieren. Das bedeutet höheres Tempo für Change Management und vermutlich qualitativen Mehraufwand.
- Beschleunigte Entscheidungsfindung: KI ermöglicht schnellere und datengesteuerte Entscheidungsprozesse. Beispiel: Ein Unternehmen nutzt KI-Algorithmen, um Markttrends zu analysieren und schneller auf Veränderungen zu reagieren, indem es Produktionspläne anpasst. Auch in diesem Fall erhöht sich das Tempo der Marktanpassungen und die Bereitschaft zu permanenten und schnell getakteten Veränderungen.
- Ethische und Compliance-Herausforderungen: Mit dem Einsatz von KI müssen ethische Überlegungen und Datenschutz stärker berücksichtigt werden. Beispiel: Ein Unternehmen implementiert Richtlinien zum ethischen Umgang mit KI-generierten Daten. Das bedeutet eine inhaltliche Herausforderung für Change Planung und einen erhöhten Aufwand in der Begleitung und Schulung von Mitarbeitenden.
Was sich im Change Management verändern wird?
Die 3 Beispiele zeigen es exemplarisch: Mehr Menge, höheres Tempo, neue Inhalte. Will eine Firma weiterhin gutes Change Management, braucht es auch in diesem Bereich eine Neuausrichtung, Erweiterung oder Umstrukturierung der bisherigen Vorgehensweisen, Strukturen und Prozesse.
Der bisherige Auftrag an Change Management: Integriertes Change-Management basiert auf einem umfassenden Verständnis der Organisation als System. Wir verfolgen damit das Ziel, Entwicklungsprozesse von Unternehmen so zu gestalten, dass sie mit grundlegenden Bedürfnissen von Menschen in Einklang zu bringen sind. Deshalb ist Integriertes Change-Management immer das gleichzeitige Entwickeln der inhaltlich intelligentesten Lösungen auf der Basis der menschlich größten Zustimmung zu strategisch geplanten Veränderungsprozessen. Dieser Auftrag an Change Management bleibt meiner Ansicht nach bestehen und wird in Zukunft eher noch viel mehr an Bedeutung gewinnen! Und vermutlich brauchen wir ab jetzt dazu ein Change Management, welches die Entwicklung einer „Organisation auf Steroiden“ einigermaßen angemessen begleiten kann.
Was sollten Change Managende jetzt tun?
KI kann auch Change Management bei dieser Transformation helfen. Erste Ideen dazu beschreiben wir in unserem nächsten Blog.
Unmittelbare erste Schritte für alle Verantwortlichen in Veränderungen könnten sein:
- Selbstklärung: Wir brauchen als Verantwortliche für die Unternehmensentwicklung und Change-Manager*innen viel mehr eigene Klarheit und Ideen dazu, was künstliche Intelligenz eigentlich bedeuten kann.
- Selbsterfahrung: Wir sollten aus dem frühzeitigen eigenen Umgang mit künstlicher Intelligenz so viel Wissen ansammeln, dass wir „vor der Welle bleiben“ können: so unterstützen wir unsere Kolleginnen und Kollegen dabei - auch als Rollenmodell in komplexen Veränderungsprozessen - mit künstlicher Intelligenz am eigenen Arbeitsplatz selber aktiv und konstruktiv umzugehen, - ab sofort!
- Sinnvoller Einbau in die Projekte und Prozesse: Wir sollten als Unternehmenslenker*innen, Change Manager*innen und Berater*innen selbst künstliche Intelligenz für unsere Projekte nutzen, eigene Bots, Methoden und AI-gestützte Führungssysteme entwickeln und deren unglaubliches Potenzial für strategieorientierte Veränderungsprozesse einsetzen. Sehr wahrscheinlich können wir dadurch die Reichweite von veränderungsrelevanten Informationen, die Synchronisierung von Veränderungsprojekten quer über die gesamte Organisation und die Entwicklung von change-unterstützendem Wissen in einer Art und Weise beschleunigen, wie wir es uns früher immer gewünscht haben.
Meine ernstgemeinte Empfehlung:
Nehmen Sie sich mal ein paar Tage frei von der operativen Arbeit, stellen Sie sich an den Strand und schauen auf den KI-Ozean hinaus. Und nehmen Sie am besten gleich ein richtig stabiles Surfbrett/ Laptop zur Hand.
Wenn Sie dann mit mehr Klarheit zurück kommen und einen Sparringspartner brauchen, rufen Sie und gerne an ;-) Wir können Ihnen dann zeigen, wie wir Change Projekte strukturieren und mit KI kommunizieren.
Lesen Sie in unserem nächsten Blogbeitrag: Wie KI und Digitalisierung Change Vorgehen und Methoden verändern kann.